Seit 1979 finden in Waldkirchen die historischen Marktrichter-Tage statt. Dieses Fest am Marktplatz erinnert alljährlich am ersten Wochenende im Juli an die Zeit, als der Markt zum Fürstbistum Passau gehörte. Waldkirchner Marktrichter-Tage
Seit 1979 finden in Waldkirchen die historischen Marktrichter-Tage statt. Dieses Fest am Marktplatz erinnert alljährlich am ersten Wochenende im Juli an die Zeit, als der Markt zum Fürstbistum Passau gehörte. Der Markt hatte damals vor allem durch den „Goldenen Steig“, dem alten Salzhandelsweg von Passau nach Böhmen, seine erste Blütezeit.
Von 1220 bis zur Säkularisation im Jahre 1803 war der Fürstbischof von Passau oberster weltlicher und geistlicher Herr seines Fürstbistums. Mit den Marktrechten im Jahr 1285 erhielt Waldkirchen vom Passauer Fürstbischof auch eine eigene Gerichtsbarkeit, diese war unterste Gerichtsinstanz. Am Waldkirchner Marktplatz stand einst ein Pranger, an den Verurteilte für eine bestimmte Zeit gekettet werden konnten. Als weitere Verhör- und Strafinstrumente standen dem hiesigen Richter Daumenschrauben, „Geige“, Hand- und Fußschellen und Ketten zur Verfügung.
Der Marktrichter wurde vom Fürstbischof eingesetzt und hatte in etwa die Aufgaben eines Bürgermeisters. Der Richter übte sein Amt unter dem Beisitz von sechs Ratsgeschworenen aus. Bei der alljährlich durchgeführten „E’haft“ (Ehehaft-Sitzung - vom germanischen „Ewa, Eha“ = Gesetz) wurden rechtliche, polizeiliche und gemeindliche Angelegenheiten behandelt. Alle Bürger und Inwohner (Einwohner ohne Bürgerrecht) hatten daran teilzunehmen.
Bei der Ehehafts-Sitzung am 14. Mai 1782 wurden 22 Ehehafts-Punkte verlesen. Aus diesen Unterlagen und aus dem Pfarrarchiv von Waldkirchen werden. Zum Teil werden auch Fälle herangezogen, die in den Niedernburger Verhörs-Protokollen aufgezeichnet sind.
Am Freitag und Samstag, dem Marktgerichts-Tagen, der sogenannten „Ehehaft“ sitzt der Marktrichter bei Verhandlungen zu Gericht über die Bürger und Inwohner von Waldkirchen.
Wieder nehmen über 150 Darsteller mit Reitern und Kutschen an den historischen Marktrichter-Tagen und an den Gerichtsverhandlungen teil.
Daneben ist an beiden Tagen mit Musik, Speis und Trank, durch viele Veranstaltungen und das Markttreiben für die Unterhaltung und das Wohl aller großen und kleinen Gäste und Mitwirkenden gesorgt.
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